Mittwoch, 19. Dezember 2012

Armutsberichte

In der Vorweihnachtszeit überschlagen sich die Medien mit Berichten über die Einkommensverteilung in Deutschland. Am 13. 12. schrumpfte die Mittelschicht dramatisch. Am 14.12. hatte „im Schnitt 2013 jeder 554 Euro mehr in der Tasche“ und am 19.12.ist aufgrund einer Studie der Sozial- und Wohlfahrtsverbände, also der Hilfeindustrie, die zum Schwarzmalen nahezu verpflichte ist, die „Armut in Deutschland politisch gewollt“. Nach Jörg Kallmeyer, HAZ, braucht man keine Kommission, um zu ahnen, dass die Wirklichkeit ein wenig komplizierter ist.
   Dass aus der Mittelschicht in 15 Jahren ca. 4 Mio. Menschen nach unten herausgefallen sind, deckt sich zum Beispiel mit der Zunahme der Single-Haushalte, die im gleichen Zeitraum ebenfalls um 4 auf 16,337 Mio. gestiegen sind. Wenn bei steigenden Lebenshaltungskosten sich diese Kosten immer weniger teilen, bleibt für den Einzelnen weniger verfügbares Einkommen übrig. Die Übersicht in der GZ vom 19.12. zeigt ja auch deutlich, dass nicht Paare mit zwei Kindern besonders armutsgefährdet sind, sondern Alleinlebende mit 50,2 % und Alleinerziehende mit Kindern mit 37,1 %.
   Wenn eine Vizepräsidentin von was auch immer kritisiert, dass sich die Armut in Deutschland seit 2007 mit einem Anteil zwischen 14 und 16 % verfestigt hat, dann wird in diesen Zahlen eine mathematische Gesetzmäßigkeit deutlich, weil sich bei jeder Einkommensveränderung, ob für Hartz-IV oder Lohn und Gehalt, das Durchschnittseinkommen verändert, womit sich die Armutsgrenze proportional verschiebt und sich nichts ändert. Das wusste schon Carl-Friedrich Gauß vor 150 Jahren.
   Und Armut ist in Deutschland nicht gewollt. Sie ist Folge davon, dass immer mehr Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss bleiben oder trotz Schulabschluss die Anforderungen qualifizierter Arbeitsplätze nicht erfüllen und für "Hilfsarbeiten" keine „Durchschnittsgehälter“ erwarten können und selbst wenn, würde die Grenze von 60 bzw. 70% des Durchschnittsgehalts, ab der man armutsgefährdet sein soll, ansteigen und alles bliebe, wie gesagt, beim Alten.
   Bezeichnend ist, dass das Polit-Barometer des ZDF am 15.12. verkündete, dass 92 % der Befragten ihre wirtschaftliche Lage 2012 als gut bis zufriedenstellend und nur 8 % als schlecht einstuften und 37 %  von denen für 2013 eine Verbesserung erwarten.
    Und die Krone setzte dem ganzen ein Bericht von Focus-Online vom 13.12. auf, nach dem in München ein 40-jähriger Familienvater mit zwei Kindern und 2470 Euro netto im Monat Anspruch auf Hartz-IV-Aufstockung haben soll.
   Bei so viel Widersprüchlichkeit kann man es nur mit Churchill halten und nur der Statistik trauen, die man selbst gefälscht hat. Na, dann: Prost Neujahr.

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